Falls du von einem Lymphödem betroffen bist, dann hast du sicherlich bemerkt, wie sich dein tägliches Leben verändert hat: körperliche Wandlungen, neue Herausforderungen und vielleicht sogar Einschränkungen sind plötzlich Teil deines Alltags. Vielleicht ist dir auch aufgefallen, dass du von deinem Umfeld nicht immer das Verständnis und die Hilfe erhältst, die du dir wünschst. Das liegt häufig daran, dass dieses Krankheitsbild in unserer Gesellschaft noch nicht ausreichend aufgeklärt ist.
Gemeinsam haben wir die Möglichkeit, hier etwas zu verändern. Wir wollen das Bewusstsein für die Krankheit Lymphödem schärfen, indem wir uns mit den Ursachen und Symptomen auseinandersetzen und praktische Tipps für den Alltag bereitstellen. Auf diese Weise wollen wir dazu beitragen, dein Wohlbefinden zu verbessern und dir deinen Alltag zu erleichtern.
•Was ist ein Lymphödem?
Die Lymphe ist eine essenzielle Körperflüssigkeit, deren Bedeutung oft unterschätzt wird. Jeden Tag entstehen in den Zwischenräumen unserer Zellen etwa zwei bis drei Liter dieser wertvollen Flüssigkeit. Die Lymphe entsteht aus den Blutkapillaren und wird durch erhöhten Druck aus den Blutgefäßen gedrückt. Ungefähr zehn Prozent dieser interstitiellen Flüssigkeit fließen dann als Lymphe ab.
Bei einem Lymphödem kann es jedoch dazu kommen, dass mehr Flüssigkeit ins Gewebe gelangt, als über die Lymphbahnen abtransportiert werden kann. Dadurch staut sich die Lymphe an und das betroffene Gewebe schwillt an. Es ist von großer Bedeutung, ein Lymphödem frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, um mögliche größere Schäden abzuwenden. Wenn du erste Anzeichen eines Lymphödems bemerkst, ist es entscheidend, umgehend einen Arzt aufzusuchen, um eine geeignete Therapie einzuleiten und so deine Lebensqualität zu erhalten.
•Anzeichen von Lymphödemen
Typische Anzeichen von Lymphödemen sind Schwellungen an den betroffenen Körperstellen, die sich anfangs noch bessern können, wenn man die Beine hochlegt. Wenn man auf die geschwollenen Stellen drückt, bleibt eine kleine Delle zurück. Betroffene können auch ein Schwere-, Spannungs- oder Druckgefühl spüren, schneller müde werden und Feuchtigkeitsveränderungen der Haut sowie eine erhöhte Neigung zu blauen Flecken bemerken.
Die Schwellung kann morgens beginnen und sich im Laufe des Tages verschlimmern. In einem fortgeschrittenen Stadium kann die Haut sich verhärten und Hautfalten oder - furchen können tiefer werden. Bei sekundären Lymphödemen kann zusätzlich eine stärkere Durchblutung auftreten, wodurch Blutgefäße deutlich unter der geschwollenen und verhärteten Haut sichtbar werden können. Bei einem bösartigen Lymphödem, das durch einen Krebstumor verursacht wird, können starke Schmerzen, Lähmungen und offene Stellen (Ulzerationen) hinzukommen.
Es gibt viele weitere Anzeichen, die auf ein Lymphödem hindeuten können, und es ist wichtig, diese zu erkennen. Hier sind einige mögliche Symptome:
Schwere und schmerzende Beine
Enge Kleidung oder Schmuckstücke, die an Händen oder Füßen unangenehm sind
Ein schweres und gespanntes Gefühl sowie Schmerzen oder Missempfindungen im betroffenen Bereich
Verhärtete, gespannte Haut, die warzenartige Wucherungen und Hautfalten aufweisen kann und sich verfärben oder röten kann
Manchmal kann Flüssigkeit aus der Haut austreten (Lymphorrhö)
Es können Hautinfektionen, wie zum Beispiel Wundrose, auftreten
Eingeschränkte Beweglichkeit und Bewegungsfreiheit des betroffenen Körperteils
Es ist wichtig zu wissen, dass die Symptome eines Lymphödems im Laufe der Zeit variieren können. Ohne Behandlung können Schwellungen dauerhaft bestehen bleiben und das betroffene Körperteil kann sich hart und fest anfühlen, ohne dass die Schwellung über Nacht zurückgeht. Wenn du vermutest, dass du ein Lymphödem haben könntest, ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen, um eine Diagnose zu erhalten und die bestmögliche Behandlung zu beginnen.
•Behandlung
Viele Menschen, die an einem Lymphödem leiden, fragen sich, ob es heilbar ist. Während die krankhaften Schwellungen nicht immer vollständig geheilt werden können, kann eine richtige Behandlung sie zumindest deutlich reduzieren.
Empfohlen wird eine Kombination aus Kompressionstherapie, Lymphdrainage, Bewegungstraining und Hautpflege. Eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung können ebenfalls hilfreich sein. Es ist wichtig zu wissen, dass die Therapie eines Lymphödems gerade am Anfang zeitaufwändig und nicht immer einfach sein kann. Dennoch ist die Mitarbeit des Patienten entscheidend, um Komplikationen wie Entzündungen zu vermeiden.
Kompressionstherapie: Dabei wird leichter Druck auf die Lymphgefäße mit Hilfe von Kompressionsstrümpfen oder Armbandagen ausgeübt.
Lymphdrainage: Hierbei handelt es sich um eine spezielle Massagetechnik, die von ausgebildeten Physiotherapeuten durchgeführt wird. Sie zielt darauf ab, den gestörten Lymphfluss zu verbessern und die Ansammlung von Flüssigkeit im Gewebe zu reduzieren.
Eine Variante der Lymphdrainage ist die Gleitwellenmassage. Diese wird durch spezielle Geräte durchgeführt und fördert mittels Druckwellen die Durchblutung und den Lymphfluss. Besonders bei medizinisch zertifizierten Geräten können deutliche Effekte beobachtet werden. Sie können Schwellungen reduzieren, Schmerzen lindern sowie gestaute Flüssigkeit aus dem Gewebe abtransportieren.
Bewegungstraining: Gezieltes Training unterstützt die Muskulatur, die wie eine Pumpe die Lymphgefäße beim Abtransport der Gewebsflüssigkeit unterstützt. Geeignete Sportarten sind beispielsweise Schwimmen, Radfahren oder Walking. Yoga und Dehnübungen können ebenfalls hilfreich sein. Vermeide jedoch Sportarten mit ruckartigen Bewegungen des betroffenen Arms oder Beins, wie Tennis, Fußball, Rudern, Bergsteigen und Skifahren.
Die Hautpflege ist wichtig, um die betroffenen Hautpartien geschmeidig und gepflegt zu halten.
Es gibt keine Medikamente, die direkt gegen Lymphödeme wirken. Nahrungsergänzungsmittel wie Omega-3-Fettsäuren oder Bromelain können in manchen Fällen sinnvoll sein, da sie dazu beitragen, Entzündungen zu hemmen, die mit Lymphödemen verbunden sind, aber es wird empfohlen vor der Einnahme mit einem Arzt zu sprechen.
Ernährung: Achte auf eine ausgewogene Ernährung mit vielen Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen. Reduziere Salz, um Wassereinlagerungen zu minimieren, und trinke ausreichend Wasser, um den Körper zu entwässern. Sehr gut bewährt hat sich eine Auswahl aus folgenden Lebensmitteln: Vollkornprodukte,
mageres Fleisch, Fisch, Hülsenfrüchte, Nüsse, viel Gemüse und Obst. Verarbeitete Lebensmittel sollten eher vermieden werden. Sie enthalten oft große Mengen an Salz und Zucker, die Entzündungen verschlimmern können und für mehr Wassereinlagerungen sorgen.
Einige zusätzliche Therapieansätze wie Tiefenoszillation oder Nahrungsergänzungsmittel können hilfreich sein, sollten aber immer mit einem Arzt besprochen werden. Falls konservative Maßnahmen nicht ausreichen, kann ein chirurgischer Eingriff in Betracht gezogen werden. Dabei können verschiedene Methoden angewendet werden, je nach Ursache des Lymphödems. Eine Fettabsaugung oder Verkleinerung der betroffenen Stellen kann in manchen Fällen ebenfalls hilfreich sein.